Offiziell eröffnet: die neue Jugendhilfeeinrichtung Munita
Seit sechs Monaten bietet „Munita“ unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten ein erstes neues Zuhause. Am 30. Juni 2016 wurde die Jugendhilfeeinrichtung des Rotkreuz-Institut Berufsbildungswerks (RKI BBW) mit einem Fachforum und einer Fotoausstellung nun auch offiziell eröffnet
In seinem Grußwort lobte Bezirksstadtrat Gerhard Hanke (CDU, Spandau) das Engagement des RKI BBW in der Jugendhilfe und die guten Lebens- und Entwicklungsbedingungen, die Munita den geflüchteten jungen Menschen biete. Denn diese könnten zusätzlich zu den eigenen Aktivitäten das gesamte Freizeit- und Ausbildungsangebot des Berufsbildungswerks mitnutzen. Hierzu zählen auch die zwei neu eingerichteten Willkommensklassen der hauseigenen Berufsschule. Laut Volker Billhardt, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes, stellt das Berliner Rote Kreuz inzwischen 12 Prozent der Plätze für geflüchtete Menschen in Berliner Notunterkünften. Mit Munita werde nun ein Konzept verfolgt, das der Notsituation der Flüchtlinge durch Unterbringung und Betreuung gerecht werde und darüber hinaus die besonderen Chancen und Ressourcen des Berufsbildungswerks mit einbringe. „Das ist in Berlin einmalig“, so Billhardt.
Tief beeindruckt zeigten sich die rund 60 Gäste aus Politik, sozialen Einrichtungen, Jugendämtern und Kleinunternehmungen von den Jugendlichen, die auf dem Fachforum von ihren persönlichen Erfahrungen berichteten ? von ihrem großen Integrationswillen, ihrer Offenheit und ihrem Optimismus. In einer Ausstellung zeigten die Jugendlichen Bilder aus ihrer Heimat, von den Stationen ihrer Flucht und ihrem „neuen“ Leben in Berlin, von Fußballturnieren, Grillabenden und Touren durch die Stadt. „Es war uns wichtig, eine Begegnung mit den jungen Menschen zu ermöglichen und Hemmschwellen abzubauen. Das positive Feedback nach der Eröffnung und die neuen Unterstützungsangebote zeigen, dass uns dies gelungen ist“, sagt Andreas Kather, Gastgeber und Geschäftsführer des RKI BBW.
Großen Anklang fand auch der Vortrag von Prof. Dr. med. Hubertus Adam, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters des Martin-Gropius-Krankenhauses Eberswalde zur Trauma-Sensibilität in der Arbeit mit minderjährigen geflüchteten Menschen. Er betonte, wie wichtig es für die jungen Menschen sei, in Deutschland ankommen zu dürfen und als Mitglieder der Gesellschaft anerkannt zu werden. Dies sei eine wesentliche Grundlage, um traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und sich gesund weiterzuentwickeln, und für die Integration sogar noch wichtiger als der Spracherwerb.
Nach einem Mittagsimbiss mit afghanischen und syrischen Köstlichkeiten wurde diskutiert, was getan werden muss, um junge geflüchtete Menschen in Arbeit zu integrieren. Camilla Richter von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, Thorsten Löffler, Integrationsbeauftragter der Unternehmensgruppe Gegenbauer, Gerit Probst vom AWO Refugium An der Havel, Eberhard Kuske, Lehrer in einer Willkommensklasse, Nils Heiko Hutter, Willkommensbündnis Kladow, und Andreas Kather, Geschäftsführer des RKI BBW, waren sich einig, dass die einzelnen amtlichen und ehrenamtlichen Integrationsangebote noch stärker vernetzt und von Anfang an, schon in Notunterkünften, „Lern-, Informations- und Begegnungsräume“ mit eingeplant werden müssen, um Stagnation und Frustration bei den geflüchteten Menschen frühzeitig entgegenzuwirken. Denn die meisten kämen mit einer großen Lernbereitschaft in Deutschland an.
Über Munita
Das Startsignal für „Munita“ gab eine Bitte der Senatsverwaltung im Juni 2015. 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sollten im Rotkreuz-Institut Berufsbildungswerk für zehn Tage eine Bleibe finden. Vier Monate später wurde die Betriebserlaubnis für die neue Jugendhilfeeinrichtung Munita erteilt. Diese bietet jungen Menschen nun dauerhaft Raum, sich zu einem selbstverantwortlich handelnden Mitglied der Gesellschaft zu entwickeln. Die am RKI BBW bestehende Infrastruktur mit einem breiten Freizeit-, Bildungs- und beruflichen Qualifizierungsangebot kann dafür in vollem Umfang genutzt werden. „Durch die unmittelbare Nähe zu unserem Berufsbildungswerk können wir den jungen Menschen einen optimalen Zugang zu erweiterten Bildungsabschlüssen, Ausbildungs- und Arbeitsverhältnissen eröffnen und auch Wege in dauerhaftere Wohn- und Lebensformen bahnen“, so Geschäftsführer Andreas Kather. Derzeitiger Schwerpunkt ist die Begleitung jugendlicher Geflüchteter. Gegenwärtig stehen dafür 20 Plätze zur Verfügung. Ein weiterer Ausbau ist geplant.