Aus dem Wahlkampfbüro direkt zu den Jugendlichen
Politische Bildung im Rotkreuz-Institut – Kandidatinnen und Kandidaten für den 21. Deutschen Bundestag in der Mensa des Campus Kladow

Seit dem vergangenen Sonntag ist die Bundestagswahl 2025 Geschichte. Längst sind die Stimmzettel ausgezählt. Rund 2,3 Millionen junge Menschen konnten erstmals ihre Stimme abgeben – fast 4% der Wahlberechtigten. Gerade für diese Zielgruppe hat das Rotkreuz-Institut zwischen dem 30. Januar und dem 19. Februar vier Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Berlin-Spandau – Charlottenburg Nord einladen, die den Teilnehmenden und Mitarbeitenden sich selbst und ihr Programm vorstellen durften. Auch die Kladower waren eingeladen, sich zu beteiligen.
An den vier Nachmittagen war die Mensa des Rotkreuz-Instituts anders als üblich mit Reihen bestuhlt. Es kamen jeweils zwischen 70 und 130 politisch Interessierte zu den anderthalbstündigen Terminen. „Das ist schon toll, dass wir die Politiker jetzt mal live ausfragen können“, meinte eine junge Teilnehmerin noch vor Beginn der ersten Veranstaltung. Später bekam sie mehrfach die Chance, ihre Fragen zu präsentieren.
Für die CDU machte sich Bernhard Schodrowski auf den Weg zum Campus des Rotkreuz-Instituts nach Kladow, für die SPD Helmut Kleebank und für Die Linke Hans-Ulrich Riedel. Für Bündnis 90/Die Grünen kam vertretungsweise Bundesfamilienministerin Lisa Paus, die eigentlich für den Nachbarwahlkreis Berlin-Charlottenburg – Wilmersdorf kandidiert hat. So unterschiedlich wie die Parteiprogramme waren auch die Anfahrtswege der Berufspolitiker:innen. Sie kamen mit dem Parteimobil, mit dem privaten Kleinwagen, mit der Staatskarosse oder mit dem Linienbus.
Spätestens als die gut vorbereiteten Besucherinnen und Besucher ihre teils brisanten Fragen stellten, waren die Politikerinnen und Politiker gezwungen, spontan zu reagieren, und konnten bei ihrem Publikum mit passenden Antworten und guten Erklärungen punkten.
Herr Kleebank sah seinen politischen Schwerpunkt im sozialverträglichen Klimaschutz und teilte auch vor diesem Hintergrund die Angst vor Demokratieabbau und Verfall der staatlichen Institutionen. „Bei den Fraktionen gibt es häufig Gemeinsamkeiten in den Zielen, aber Unterschiede in den Wegen“, erklärte er zuversichtlich. Die meisten jungen Zuhörerinnen und Zuhörer zog Herr Riedel an. Seine Ausführungen zu den Ursachen und einer möglichen Befriedung des Ukraine-Krieges folgten nicht alle, aber für das Thema soziale Gerechtigkeit erntete er viel Verständnis. Herr Schodrowski betonte seine Verbundenheit mit dem Bezirk Spandau und musste sich für das Abstimmungsverhalten seiner Partei wenige Tage zuvor rechtfertigen. Lokale und Bundespolitik ließen sich dabei nicht klar voneinander trennen. Für den besseren Überblick saß Frau Paus nicht hinter, sondern auf dem Tisch und bemühte sich sichtlich die teils komplexen Themen auf möglichst kurze Sätze herunterzubrechen. Sie verwies auf ihre Erfolge als Ministerin, besonders auf das Gewalthilfegesetz, das sie einen „Meilenstein nach 40 Jahren Frauenbewegung“ nannte.
An Stelle einer direkten Fragerunde mit der AfD hatte das Publikum bereits am 21. Januar Gelegenheit, sich im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Kladow den unkommentierten Dokumentarfilm „Eine deutsche Partei“ von Simon Brückner anzusehen, der einen Blick ins Innere der AfD jenseits medialer Aufgeregtheit zeigt. Im Anschluss diskutierten der Regisseur und Prof. Dr. Hendrik Hansen, Lehrstuhlinhaber an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung mit dem Schwerpunkt Politischer Extremismus, mit den Gästen zeitweilig kontrovers über das Gesehene.
Auch dabei waren die Fragen und Anliegen der Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher mal mehr und mal weniger eng mit der jeweiligen Lebenssituation verknüpft. Die Versorgung von Bundeswehrangehörigen, die bessere Bezahlung von Pflegekräften sowie die Förderung des öffentlichen Wohnungsbaus beschäftigten die Menschen. In den Tagen vor und nach der Bundestagswahl wurde auf dem Campus des Rotkreuz-Instituts viel über gesellschaftlichen Zusammenhalt und politische Teilhabe gesprochen. Das allein zeigt, wie unmittelbar sich die Veranstaltungsreihe auf alte und neue Wählerinnen und Wähler ausgewirkt hat. Alle Beteiligten lobten das Format und die konstruktive Atmosphäre.